KAFENES sind die Kaffeehäuser auf Zypern

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Zypern: KAFENES – Kaffeehäuser

So wird das Kaffeehaus in der Nachbarschaft der Städte und Dörfer auf Zypern genannt.

In den „Kafenes“ werden sowohl kalte als auch warme Getränke serviert. Über viele Jahre hinweg spielten die „Kafenes“, in der Form von öffentlichen Treffpunkten für die Männer, eine wichtige gesellschaftliche Rolle in der Gemeinde. Ein kleines „Kafenes“ ist typisch in allen Dörfern obwohl wir in größeren Ortschaften auch auf mehr als ein Kaffeehaus treffen. In den Dörfern ist das „Kafenes“ oder „Kafenedes“ (Plural) am zentral gelegenen Dorfplatz oder an der zentralen Dorfstraße gelegen. Oft wird die gesamte Umgebung „Kafenedes“ genannt. Immer noch sind die „Kafenes“ ausschließlich den Männern vorbehalten. Nach dem Abendessen und zur Morgendämmerung vor dem Arbeitsbeginn finden sie sich hier ein. Normalerweise sind die „Kafenes“ den ganzen Tag geöffnet. Sie sind ein Treffpunkt für ältere Männer und solche, die nicht zur Arbeit gehen können oder müssen. Zum Beispiel wenn die Arbeit auf dem Feld nicht möglich ist auf Grund von schlechten Wetterbedingungen. In manchen kleinen Dörfern dient das „Kafenes“ auch als „Bakaliko“ (Lebensmittelgeschäft) mit begrenztem Angebot oder auch als Postamt. Während der Stunden, in denen der Besitzer des „Kafenes“, er wird „Kafedjis“ genannt, zur Arbeit auf dem Feld oder wo auch immer ist, vertritt ihn seine Frau, die „Kafedjina“. Sie muß aber mindestens mittleren Alters oder älter sein um hier zu arbeiten. Ist sie noch jung, kann sie ihren Mann hier nicht vertreten, weil es sich um einen Treffpunkt für Männer handelt. In den traditionellen „Kafenes“ werden hauptsächlich Getränke, aus den Kräutern der Berge gebraut, serviert, zum Beispiel „Spadjia“-Tee, Pfefferminztee und Anistee und natürlich der traditionelle Kaffee. In den alten Zeiten wurde hier auch Wasserpfeife geraucht. Viele andere Kleinigkeiten werden serviert wie „Loukoumi“ oder auch „Lison“ (türkischer Honig) welches bis vor nicht allzu langer Zeit allen fremden Besuchern zusammen mit „Afrosa“ (eine Art Sodabrause) gereicht wurde.

Seltener werden einheimische, alkoholische Getränke ausgeschenkt wie „Sivania“, Wein oder Kognak zusammen mit Nüssen als Knabberei.
Vom architektonischen Gesichtspunkt her sind die „Kafenes“ nicht bemerkenswert. Sie bestehen meist nur aus einem riesigen Raum, dessen Tür direkt auf den Dorfplatz oder die Straße hinausführt. Sie sind nur mit Tischen und Stühlen möbliert und in alten Zeiten mit einem Kamin, heutzutage mit einem großen Kerosinofen ausgestattet der in der Mitte des Raumes platziert wird. Die Theke und Geräte des Besitzers befinden sich am hinteren Ende des Raumes. Es gibt kaum Toiletten oder eine Küche in den „Kafenes“.

Während der Sommermonate werden die Tische und Stühle vor das Kaffeehaus auf die Straße oder den Dorfplatz gestellt. Auch wenn im Winter und Frühling die Sonne scheint, rücken die Männer gerne nach draußen um sich in der Sonne zu wärmen.
In den alten Zeiten als es noch keine Radios, Fernseher oder moderne Kommunikationstechnik gab, spielten die „Kafenes“ eine wesentliche Rolle im Dorfleben. Es war der einzige Platz wo die Männer ausspannen konnten beim „Tavli“ (Backgammon) oder bei Kartenspielen oder anderen traditionellen Spielen wie „Pilota“ oder sich einfach nur unterhielten und Geschichten erzählten. Besonders in den langen Winternächten gab es nicht viel anderes zu tun wenn man bedenkt, dass die Arbeit auf den Feldern bei Sonnenuntergang abgebrochen werden musste und man damals ohne Elektrizität lebte. Damals kannte man auch noch kein Geld und der Einsatz bei den Spielen waren einheimische Produkte wie Rosinen, Walnüsse und Mandeln.
Wenn die „Karagiosis“-Spieler (Puppenspieler) sich in der Gegend befanden, gaben sie meist auch eine Aufführung im „Kafenes“. Dann wurde das Kaffeehaus zum Unterhaltungsort für das gesamte Dorf. Zu diesen seltenen Gelegenheiten waren auch Frauen und Kinder in den „Kafenes“ geduldet.

Wenige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg wurden Spielfilme in manchen „Kafenes“ gezeigt. Vorher, während des Krieges tauchten Radios in den „Kafenes“ auf und somit wurden die „Kafenes“ zur Informationsquelle für das ganze Dorf. Später als Fernseher in die „Kafenes“ ihren Einzug hielten (ab 1956), traf man sich hier zur Unterhaltung ein, da kein Haushalt sich den Luxus eines Fernsehgerätes leisten konnte. Auch Zeitungen, obwohl meist etwas verspätet, kamen zuerst im „Kafenes“ an. Die „Kafenes“ dienten auch als Auktionshäuser, Sitzungsräume um Gemeindeangelegenheiten zu diskutieren, Darlehens- und Zahlungsvereinbarungen zu treffen oder Heiratsverhandlungen zuführen. Wirtschaftliche, geistliche und politische Debatten wurden hier geführt.

Frauen gingen nie in ein „Kafenes“ um sich zu unterhalten abgesehen von wenigen Ausnahmen wie die „Karagiosis“-Aufführungen oder Filmaufführungen. Es ging sogar soweit, daß Frauen sich vorsahen, nicht am „Kafenes“ vorbei zu gehen. Besonders junge Frauen nahmen dafür sogar Umwege in Kauf.
Wenn die Männer in den Kaffeehäusern zusammensaßen, trafen sich die Frauen der Nachbarschaft um sich zu unterhalten und zu stricken. An Sonn- und Feiertagen nach dem Gottesdienst waren die „Kafenes“ der beliebteste Ort der Männer, sich zu treffen. Sie waren für viele Jahre das Herz des Dorfes. Noch heute sind sie ein beliebter Ort, wo Männer zusammenkommen, um zu erzählen oder zu spielen. Aber ihre Bedeutung hat doch erheblich nachgelassen.